Letzter Halt by Danuta Reah

Letzter Halt by Danuta Reah

Autor:Danuta Reah [Reah, Danuta]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Edel eBooks
veröffentlicht: 2015-12-05T16:00:00+00:00


10

Debbie blieb bis Montag in Goldthorpe. Fiona veranstaltete am Abend eine Party, und sie war in besserer Partylaune als vor Weihnachten. Sie fuhr am helllichten Vormittag und überzeugte Gina davon, dass kein Grund bestand, sie zu dieser Tageszeit zum Zug zu begleiten. Es war kalt, aber heiter und sonnig, und sie merkte, wie sich ihre Stimmung hob, als sie die Straße entlangging und sich an der Ecke noch einmal umdrehte und Gina zuwinkte.

Nicht einmal der Bahnhof mit seinem verrußten Beton-Funktionalismus konnte ihr die Laune verderben und sie begann sich auf den Abend zu freuen. Außerdem, so gestand sie sich ein, freute sie sich mittlerweile auch auf den Semesterbeginn, wenn sie zu ihren Studenten und Kollegen zurückkonnte. Sie empfand einen leisen Schmerz, als sie daran dachte, Rob zu begegnen, doch dann sagte sie sich, dass es umso leichter würde, je eher sie ihre Beziehung wieder in freundschaftliche Bahnen lenkte. Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Als sie auf dem Bahnsteig stand und auf ihren Zug wartete, sah sie in den blauen, wolkenlosen Himmel empor. Das Leben war gut, im Großen und Ganzen war es sehr gut. Obwohl es kalt war, wärmte ihr die Sonne das Gesicht, und sie lächelte.

Die Rückfahrt führte sie durch ländliche Gegenden, Städte und Dörfer. Manchmal sah sie auf weiß bereifte Felder hinaus und manchmal auf Momentaufnahmen aus dem Leben anderer Menschen – ein kleiner Junge, der in seinem Garten auf einem neuen Fahrrad herumschwankte, eine Frau, die in der Sonne Wäsche aufhängte, eine Gruppe von Kindern, die auf dem Gehsteig Skateboard fuhr. In der sonnigen Kälte wirkten sogar die Industrieruinen weniger brutal, weniger hässlich. Die Zeichen von Verfall und Vernachlässigung – Müllberge und verlassene Autos – waren mit glitzerndem Raureif überzogen. Weihnachtsdekoration, dachte Debbie. Sogar hier gibt es Weihnachtsdekoration. Als der Zug in den Bahnhof von Sheffield einfuhr, sammelte sie ihre Sachen zusammen und reihte sich in die Schlange an der Zugtür ein, um sich die Illusion von Geschwindigkeit zu gönnen. Sie wollte nach Hause.

Sie ging auf einen Sprung in den Zeitschriftenladen am Bahnhof, um sich eine Zeitung zu besorgen. Als sie sich gerade anstellen wollte, um den Guardian zu bezahlen, stach ihr ein Foto auf der Titelseite des Lokalblatts ins Auge. Sie nahm die Zeitung zur Hand und betrachtete es genauer, musterte die Überschrift und las immer wieder die ersten Zeilen des Artikels. Nachdem das erste Herzklopfen sie beinahe in die Knie hätte sinken lassen, spürte sie Kälte, fühlte nichts, fühlte diese seltsame Leere, die sie auch beim Tod ihres Vaters empfunden hatte. Sarah Peterson starrte ihr lächelnd von der Titelseite der Zeitung entgegen, und das Bild brachte ihre unaufdringliche Attraktivität zur Geltung. Das ist ein gutes Foto, Debbie… Die Überschrift lautete: Morehamer Studentin ermordet. Der Artikel war kurz. Sarahs Leiche war am Freitag gefunden worden – es musste also bereits gestern etwas in der Zeitung gestanden haben. Die Polizei erklärte, dass sie kein Opfer des Eisenbahnmörders sei. Ein Mann half der Polizei bei ihren Ermittlungen.

»Möchten Sie die bezahlen?« Das Mädchen an der Kasse sah Debbie genervt an.



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